Die Schweizer Chorszene ist bereit für digitale Chorproben: Der VChN fordert weitere Verbesserungen im virtuellen Musikunterricht
Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Wir erleben gerade aufregende Zeiten. Spätestens mit der Ausrufung der «ausserordentlichen Lage» durch den Bundesrat am 16. März 2020 sind Vertreterinnen und Vertreter des Kultursektors (5,5% aller Beschäftigten und 10,9% aller Betriebe landesweit)[1] gefordert, nach alternativen Formaten zu suchen, um ihren Beitrag am gesellschaftlichen Leben weiter leisten zu können.
Digitale Chorproben: Mehr als nur eine Notlösung
Der Verband Chorleitung Nordwestschweiz (VChN) hat in einer spontanen Aktion seine Verantwortung gegenüber seinen 87 Mitgliedern wahrgenommen und innert kürzester Zeit ein digitales Weiterbildungsangebot auf die Beine gestellt. Wir sind sehr dankbar, mit Prof. Jim Daus Hjernøe (RAMA Vocal Center / Royal Academy of Music, Dänemark)[2] eine internationale Koryphäe der virtuellen Chorleitungsausbildung für zwei Sessions letztes Wochenende gewonnen haben zu können.
Behandelt wurden u.a. die Einrichtung der Video-Conferencing-App «Zoom» für digitale Chorproben (z.B. paralleles Proben in kleineren Gruppen) sowie Fragen zu musikalischen/didaktischen Inhalten, sozialer Interaktion und Datenschutz. Natürlich wurde auch gemeinsam gesungen, allerdings mit stummgeschalteten Mikrofonen: Es ist leider technisch noch nicht möglich, die unterschiedlichen Latenzen der einzelnen Datenübertragungskanäle auszugleichen. Für viele Teilnehmende ist der virtuelle Musikunterricht Neuland, die Rückmeldungen waren dennoch durchwegs sehr positiv und die Motivation unter den Chorleitenden ist gross. Die Teilnahme war kostenlos, der VChN übernimmt sämtliche Kosten.
Rund 70 Personen nahmen an der virtuellen Weiterbildung über die App «Zoom» teil, neben VChN-Mitgliedern auch Vertreterinnen und Vertreter folgender Institutionen:
Die Rückmeldungen aus der digitalen Chorwelt sind hervorragend. Innerhalb eines Tages wurden die Sessions über 2’000 Mal angeschaut; die European Choral Association sowie weitere Verbände in Deutschland, Italien, Litauen, Estland, Spanien und Weissrussland haben sie bisher in ihren Social-Media-Kanälen geteilt. Damit leisten wir auch einen kulturellen Beitrag zum internationalen Ruf des Innovationsstandorts Schweiz. Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Partnerverbänden für die Unterstützung unserer Initiative und hoffen, dass das gewonnene Know-How rasch an die angegliederten Chöre und Organisationen weltweit weitergegeben werden kann.
Der VChN stellt auf seiner Homepage für alle Interessierten eine umfangreiche und tagesaktuelle Link-Sammlung zu digitalen Tools, Erfahrungsberichten, pädagogischen Unterlagen, praktischen Tipps und rechtlichen Infos zur Verfügung:
Viele Chorleitende arbeiten als freie Kulturschaffende und leiden zurzeit besonders unter finanziellem Druck. Der VChN will Argumente liefern, warum freischaffende Chorleitende dank virtueller Alternativen eine Lohnfortzahlung beanspruchen können. Wir hoffen, dass die aktuelle Situation in der Schweizer Chorlandschaft einen Innovationsschub auslöst und digitale Chorproben nicht nur als akute Notlösung, sondern auch als langfristige Ergänzung des herkömmlichen Chorangebots anerkannt werden. Dazu formulieren wir drei Anliegen:
Wir ermutigen alle Akteure des Schweizer Chorschaffens, sämtliche Aktivitäten der Chöre und Vokalensembles bis auf Weiteres in den digitalen Raum zu verlegen. Alle bekannten Elemente einer normalen Chorprobe (Einsingen/Aufwärmen, Registerproben, Stimmbildung, Mitteilungen/Feedback-Runde, etc.) sind in angepasster Form digital möglich. Die Situation ist für viele ungewohnt; Geduld, Offenheit und Neugier sind beim Ausprobieren und Austauschen neuer Formate gefragt.
Wir rufen Arbeit-/Auftraggeber dazu auf, ihre angestellten Chorleitenden bei der Einrichtung digitaler Musikunterrichtsformen zu unterstützen, insbesondere bei Fragen zu Datenschutz und Persönlichkeitsrechten. Die Universität Luzern verfügt bereits über ein interne organisierte und abgesicherte «Zoom»-Plattform: https://www.unilu.ch/universitaet/dienste/lehre/zentrum-lehre/coronavirus-digitalisierung-der-lehre/ – Wir ersuchen die Musikschulen und Musikhochschulen, solche Angebote zur Unterstützung ihrer Angestellten (Chorleitende sowie Musiklehrkräfte generell) so rasch wie möglich aufzuschalten.
Wir laden Entwickler und Programmierer aus der Musiksoftware-Branche zu einer Austauschrunde ein, um technische Verbesserungen für den virtuellen Musikgruppenunterricht zu erörtern. Die Lösung der Latenzproblematik ist dabei für die Schweizer und weltweite Chorszene prioritär. Angesichts der aktuell stark steigenden Nachfrage nach digitalen Chorformaten ist das wirtschaftliche Potenzial alleine in Europa mit über 37 Millionen Aktiven[3] in nächster Zukunft gross.
Wir bitten Sie um Kenntnisnahme dieser Aktivitäten des VChN im Dienst der Schweizer Chorszene und im Interesse einer Weiterentwicklung unseres kulturellen Lebens heute und morgen.
Mit musikalischen Grüssen
David Rossel, Präsident
[1] Kulturbotschaft 2021–2024: Erläuternder Bericht vom 29.05.2019, S. 55.
Medienmitteilung vom 23. März 2020
Die Schweizer Chorszene ist bereit für digitale Chorproben: Der VChN fordert weitere Verbesserungen im virtuellen Musikunterricht
Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Wir erleben gerade aufregende Zeiten. Spätestens mit der Ausrufung der «ausserordentlichen Lage» durch den Bundesrat am 16. März 2020 sind Vertreterinnen und Vertreter des Kultursektors (5,5% aller Beschäftigten und 10,9% aller Betriebe landesweit)[1] gefordert, nach alternativen Formaten zu suchen, um ihren Beitrag am gesellschaftlichen Leben weiter leisten zu können.
Digitale Chorproben: Mehr als nur eine Notlösung
Der Verband Chorleitung Nordwestschweiz (VChN) hat in einer spontanen Aktion seine Verantwortung gegenüber seinen 87 Mitgliedern wahrgenommen und innert kürzester Zeit ein digitales Weiterbildungsangebot auf die Beine gestellt. Wir sind sehr dankbar, mit Prof. Jim Daus Hjernøe (RAMA Vocal Center / Royal Academy of Music, Dänemark)[2] eine internationale Koryphäe der virtuellen Chorleitungsausbildung für zwei Sessions letztes Wochenende gewonnen haben zu können.
Behandelt wurden u.a. die Einrichtung der Video-Conferencing-App «Zoom» für digitale Chorproben (z.B. paralleles Proben in kleineren Gruppen) sowie Fragen zu musikalischen/didaktischen Inhalten, sozialer Interaktion und Datenschutz. Natürlich wurde auch gemeinsam gesungen, allerdings mit stummgeschalteten Mikrofonen: Es ist leider technisch noch nicht möglich, die unterschiedlichen Latenzen der einzelnen Datenübertragungskanäle auszugleichen. Für viele Teilnehmende ist der virtuelle Musikunterricht Neuland, die Rückmeldungen waren dennoch durchwegs sehr positiv und die Motivation unter den Chorleitenden ist gross. Die Teilnahme war kostenlos, der VChN übernimmt sämtliche Kosten.
Rund 70 Personen nahmen an der virtuellen Weiterbildung über die App «Zoom» teil, neben VChN-Mitgliedern auch Vertreterinnen und Vertreter folgender Institutionen:
Die beiden Sessions sind in voller Länge auf dem YouTube-Kanal von Prof. Jim Daus Hjernøe online verfügbar:
Die Rückmeldungen aus der digitalen Chorwelt sind hervorragend. Innerhalb eines Tages wurden die Sessions über 2’000 Mal angeschaut; die European Choral Association sowie weitere Verbände in Deutschland, Italien, Litauen, Estland, Spanien und Weissrussland haben sie bisher in ihren Social-Media-Kanälen geteilt. Damit leisten wir auch einen kulturellen Beitrag zum internationalen Ruf des Innovationsstandorts Schweiz. Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Partnerverbänden für die Unterstützung unserer Initiative und hoffen, dass das gewonnene Know-How rasch an die angegliederten Chöre und Organisationen weltweit weitergegeben werden kann.
Der VChN stellt auf seiner Homepage für alle Interessierten eine umfangreiche und tagesaktuelle Link-Sammlung zu digitalen Tools, Erfahrungsberichten, pädagogischen Unterlagen, praktischen Tipps und rechtlichen Infos zur Verfügung:
https://vchn.ch/links-zum-thema-chorleitung-coronavirus/
Musiksoftware: Weitere Verbesserungen notwendig
Viele Chorleitende arbeiten als freie Kulturschaffende und leiden zurzeit besonders unter finanziellem Druck. Der VChN will Argumente liefern, warum freischaffende Chorleitende dank virtueller Alternativen eine Lohnfortzahlung beanspruchen können. Wir hoffen, dass die aktuelle Situation in der Schweizer Chorlandschaft einen Innovationsschub auslöst und digitale Chorproben nicht nur als akute Notlösung, sondern auch als langfristige Ergänzung des herkömmlichen Chorangebots anerkannt werden. Dazu formulieren wir drei Anliegen:
Wir bitten Sie um Kenntnisnahme dieser Aktivitäten des VChN im Dienst der Schweizer Chorszene und im Interesse einer Weiterentwicklung unseres kulturellen Lebens heute und morgen.
Mit musikalischen Grüssen
David Rossel, Präsident
[1] Kulturbotschaft 2021–2024: Erläuternder Bericht vom 29.05.2019, S. 55.
[2] Porträt unter https://musikkons.dk/en/about-djm/employees/jim-daus-hjernoee/
[3] Angabe gemäss European Choral Association: https://europeanchoralassociation.org/about-us/